Ökologisch-Demokratische Partei
Ortsverband Neufahrn-Eching

Portrait Markus Hiereth

Barrierefreiheit des S-Bahn-Haltes
Bericht über die Präsentation der Machbarkeitsstudie im Bauausschuss

Am 14.11.2023 gesellte ich mich als Zuhörer zur Sitzung des Bauausschusses, da die jüngste Machbarkeitsstudie zum Echinger S-Bahn-Halt auf der Tagesordnung stand. Das Ingenieurbüro ISP Scholz beschreibt in ihr drei Baumaßnahmen, die es mobilitäts-eingeschränkten Personen erlauben werden, ohne die Hilfe Dritter von einer zur anderen Seite der Bahntrasse zu gelangen beziehungsweise in eine S-Bahn einzusteigen:

Erfreulicherweise ist also zumindest einer der Vorschläge der Echinger ÖDP vom März 2023 [1] aufgegriffen worden, Die Hoffnung jedoch, dass die Gemeinde mit dieser Studie viel weiter ist, hält sich in Grenzen. Zum einen formulierte der Bauauschuss zu allen Baumaßnahmen der Bedenken. Zum anderen spielte eine zentrale Aussage der Studie, nämlich, dass jede Maßnahme auch einzeln angegangen werden kann, in der Diskussion überhaupt keine Rolle. Entsprechend kam es auch nicht dazu, dass man Kosten und Nutzen der verschiedenen Maßnahmen verglichen hätte. Der Ausschuss griff den formalen Beschlussvorschlag der Verwaltung auf, wonach nun wieder mit Bahn und Freistaat verhandelt werden solle. Als Ziel gilt somit das "Gesamtpaket", weil der Gemeinderat nicht erklärt, hinter welchen Maßnahmen er politisch tatsächlich steht.

Unterführung

Bei dem Entwurf für eine Unterquerung der Bahn zwischen Bahnhofs- und der Günzenhausener Straße pochte der Ausschuss richtigerweise darauf, dass Treppen einen geraden und kurzen Zugang zur Unterführung schaffen. Die zwei Bauten allerdings, dank derer mobilitäts-eingeschränkte Personen diese Unterführung erreichen sollen, lösten berechtigterweise Unverständnis aus. Es sind zwei 80 Meter lange, westwärts gerichtete Rampen.

Der Gedanke, man möge durch sie durch Kehren auf 40 Meter verkürzen, so dass sich der südliche Zugang nicht tief im Winterweg (und der nördliche sich nicht irgendwo "im Grünen") versteckt, wurde klar formuliert. Doch Bürgermeister Thaler als Sitzungsleiter ignorierte ihn leider. Und, obgleich die Unzufriedenheit mit dieser Lösung westlich des Haltepunktes spürbar war, wurde Sebastian Thaler geradezu abkanzelnd, als Manfred Wutz den Gedanken vorbrachte, es könnte einfacher sein, eine Querung am östlichen Ende, nahe der Böhmerwaldstraße zu realisieren.

Bezüglich des Problems, auf die andere Seite der Bahnlinie zu kommen, habe ich den Eindruck, dass sich der Gemeinderat mit der von ihm selbst verlangten Studie nun an eine Variante gebunden hat, die er selbst keineswegs so will. Ein weiterer Akt eines kläglichen Spiels um einen barrierefreien Echinger S-Bahn-Halt könnte so schon eingeläutet sein.

Aufzüge

Konstruktiv diskutierte der Bauauschuss immerhin das in der Studie als machbar bezeichnete Aufzugspaar. Dieses könnte an das nördliche und südliche Ende der bestehenden Bahnunterführung angebaut werden. Wobei es wunderte, dass die Studie offenbar Aufzüge mit nur zwei Haltepunkten vorsah, nämlich auf Unterführungs- und Bahnsteigs-Niveau. Einem Dorfe Schilda zur Ehre gereichen würden Aufzüge, die den Fußgänger nicht direkt vom Echinger Wegenetz aus in die Unterführung befördern, sondern erst, nachdem er sich irgendwie auf Bahnsteighöhe begeben hat.

Fotomontage südseitiger Aufzug
ÖDP-Vorschlag zur Platzierung des südlichen Aufzugs

Überdies wirkt unglücklich, wie das Büro ISP Scholz den südlichen Aufzug platzierte; nämlich genau dort, wo aktuell der westliche Treppenaufgang ist. Dessen Wegfallen würde für von der Bahnhofstraße kommende Fußgänger den Weg in die Unterführung verlängern. Wird dieses Aufzugsbauwerk hingegen, so wie wir es im März vorgeschlagen haben, so nahe wie möglich an die Bahnsteig-Böschung gerückt, könnte diese Treppe erhalten bleiben. Sollte der Weg zu diesem Aufzug zwischen Treppenbauwerk und Böschung als zu eng angesehen werden, wäre durch Tauschen der Türseite bei den Haltepunkten Wege- und Bahnsteigniveu auch ein ganz kurzer Zugang zwischen Aufzugstüre und Fußweg möglich.

Auch wegen der teils halbgeschossigen Haltepunkte braucht es Zugänge zu den Aufzügen an gegenüberliegenden Seiten, wobei natürlich die über fünfzig Jahre alten und entsprechend heruntergekommenen Überdachungen der Treppenbauwerke im Wege sind. Sie in den dann erforderlichen Maßen zu ersetzen, kann kein Gegenstand von Streit sein - vielmehr eine Chance sein, die Anlage wieder ansehnlich zu machen.

Einbaumöglichkeit und Anschlüsse südseitiger Aufzug
Anschluss des südseitigen Aufzugs an Bahnsteig und Weg. (Variante zum Vorschlag von März 2023)

Bahnsteigerhöhung

Dem Ingenieurbüro zufolge ist es technisch einfach, die Bahnsteige zwanzig Zentimeter höher zu legen. Dazu erhielten sie eine Einfassung, würde in der Fläche aufgefüllt und mit einen neuen Pflaster oben abgeschlossen.

Gegen die auf den ersten Blick logische Empfehlung des Ingenieurbüros, wonach dem Anbringen der Aufzüge diese Höhenanpassung vorausgehen sollte, sprechen drei Gründe:

Weil ein Aufstocken das Fehlen besagten Sicherheitsraums langfristig besiegeln würde, wünschen wir doch eine ernsthafte Auseindersetzung mit unserem Vorschlag, die Bahnsteige nur im Kopfbereich anzuheben. Mit Aufwendungen im unteren fünfstelligen Bereich wäre übergangsweise erreicht, dass Rollstuhlfahrer zumindest an der ersten Türe des Zuges selbstständig ein- und aussteigen können.

Das weitere Vorgehen

Im Kontakt mit der Bahn dürften auch die betrieblichen Auswirkungen während der Bauzeit wichtig sein: Sowohl für eine Unterführung als auch für Arbeiten an den Bahnsteigen müsste die Bahnstrecke einige Tage stillgelegt werden. In Zusammenhang damit ist bedeutsam, dass Neufahrn gezwungen ist, die marode Brücke im Kurt-Kittel-Ring zu ersetzen, wofür der Bahnverkehr ebenfalls ruhen müsste.

Der ÖDP Ortsverband zöge es vor, wenn die Gemeinde mit dem Ziel einer rasch und kostengünstig umsetzbaren Maßnahme - beispielsweise der Aufzugsnachrüstung - in die Verhandlungen mit der Bahn und der Staatsregierung einträte. Damit fände das Herumschieben des "schwarzen Peters" rund um das Problem am ehesten ein Ende.

Indem wir die Gemeindespitze beharrlich nach dem Stand der Verhandlungen mit Bahn und Freistaat fragen, werden wir dafür sorgen, dass der barrierefreie Umbau des S-Bahn-Halts auf der Tagesordnung bleibt. Falls das Echinger Verlangen bei der Deutschen Bahn weiter auf taube Ohren stößt, sollte die Gemeinde durch eine Dienstbarkeit für benötigte Flächen oder einen Kauf der Unterführung in die Lage versetzt werden, die Aufzüge selbst zu realisieren. Wer die Bahnhöfe von Tutzing, Grafing oder Neufahrn kennt, kommt schwerlich an dem Schluss vorbei, dass es auf Grund und Boden der Deutschen Bahn schon zuviele vernachlässigte und ungenutzte Baulichkeiten gibt.

Markus Hiereth

Anmerkungen und Verweise

1

vgl. Bericht "Barrierefreiheit des S-Bahnhaltes Eching" vom 23.03.2023

2
siehe Bericht " Regionalzug erfasst 55-jährigen" im Münchner Merkur vom 19.03.2015
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