Ökologisch-Demokratische Partei
Ortsverband Neufahrn-Eching

3. April 2021

Diskussionsbeitrag: Windkraft in Bayern

Nachbargemeinde Haimhausen: 100 Prozent aus regenerativer Energie versorgt, und das schon seit 2005! Ohne Windkraft..., das geht auch!
Windkraft gehört in Gebiete mit hohem Windaufkommen! Und auch die Nachteile sollten sachlich diskutiert werden, u.a. Vogelschlag, Insektentod durch Windkraft, Brand einer Anlage, Entsorgung bei Abbau der Anlage usw.
Bitte meinen Beitrag konstruktiv betrachten!
Torsten Wende, 25.03.2021 in Echinger Rundschau

Sehr geehrter Herr Wende,

ich frage mich, wie ich es anstellen soll, Ihren Beitrag "konstruktiv" zu betrachten, da sie doch schrieben, Windräder gehören anderswohin. Ansonsten las ich nichts, was nicht schon ab und an zu hören war. Insofern hier ein paar Rückfragen und Anstöße zur Einordnung von all dem.

Nun zum Stand der Dinge in Haimhausen. Seit 1902 bzw. 1955 treibt dort die Amper ein Wasserkraftwerk an. Es stellte in dieser Zeit an diesem Ort schlicht die einfachste Art der Stromerzeugung dar, Wären unsere Gemeinde und Ihr Lieblingsbürgermeister ernsthaft davon inspiriert, klopfte Herr Thaler sicher gerne mit dem Vorhaben eines neuen Kanals [2] von der Amper zur Isar bei den Nachbarkommunen an. Erklären müsste er seinen Kollegen nicht viel. Alle kennen energiehungriges Gewerbe und wollen ihre Kommune nicht bloß verwalten, sondern "entwickeln". Womöglich wäre für jeden von Schleißheim bis Neufahrn ein nach ihm benanntes Wasserkraftwerk drin. Der Haken ist, dass die Amper von dem Projekt nicht mächtiger wird. Vermutlich würden sich nach der Einweihung besagten Kanals die Turbinenschaufeln von Haimhausen über Weng bis Moosburg müde oder gar nicht mehr drehen.

Also, verschaffen Sie sich einmal im Hügelland hinter Günzenhausen Überblick! Sie sähen im Süden die Fröttmaninger Windräder, im Westen die Dachauer und im Norden das Kammerberger. Selbst, wenn Sie vor Ort kein Lüftchen spüren, drehen sich sich die Flügel aller fünf wahrscheinlich.

Den Ertrag des Kammerberger Windrads veröffentlicht die Bürgerenergiegenossenschaft Freisinger Land (BEG) auf einer Internetseite [3]. Er übertraf in allen Jahren die Prognose - ohne die es diese Anlage kaum gäbe. Denn auf Basis der erwarteten Windmenge und einer Vergütung von 9 Cent pro Kilowattstunde überschlug man die Einnahmen, mit denen die Ausgaben für den Bau und Betrieb zu bestreiten sind. Übrigens sind Rücklagen zum Wiederabbau nach Ende der Nutzung ein Teil der Kalkulation.

Jahreserzeugung BEG 2017-2020

Aufschlussreiche Zahlen enthält der aktuelle Jahresbericht der BEG. Sie realisiert seit ihrer Gründung 2013 Photovoltaikanlagen. Im vergangenen Jahr wurden durch den mittlerweile aufgebauten Bestand 781 Megawattstunden Sonnenstrom eingespeist. Mehr als das Achtfache, nämlich 6498 Megawattstunden, erzeugte das eine von der BEG betriebene Windrad bei Kammerberg.

Gegenüber Alex Krimmer und Susanne Rauschmayr, die in ihrem Beitrag [4] auf das Ineinandergreifen von Sonne und Wind bei der Stromerzeugung verwiesen haben, fällt Ihr 100%-Statement zurück. Windräder speisen ein, wenn von Solaranlagen wenig zu erwarten ist. Was geschieht in Haimhausen zu nachfragearmen Zeiten eigentlich mit überschüssigem Sonnenstrom? Nachdem Speicher kostspielig sind, erfolgt der Abgleich vemutlich im überregionalen Netz. Desselbsn Netzes, das aus dem Norden Windstrom herbeischaffen möge, wenn die lokale Erzeugung nicht reicht.

Es fällt unter die Meinungsfreiheit, wenn Bürgerinnen und Bürger neben den Ortstafeln und auf Bannern an Zäunen das Stromnetz in ihrer Weise thematisieren. Als einstiger Haimhausener Gemeindechef, der sich den "Vollzug" der Energiewende ans Revers heftet und aufgrund Ihrer Einschätzung des Windaufkommens in Nord und Süd sollten Sie sich zum Ausbau des Netzes erklären. Dabei spricht man meines Wissens zwischen Dietersheim und Hollern noch von einer Stromleitung, auf Haimhausener Flur wird eine "Monstertrasse" [5] daraus.

Für mich passt da vieles nicht zusammen. Hinsichtlich des Vorhabens in Garching wird eine sorgfältige Abwägung aller mit der Windkraft einhergehenden Belange gefordert. Für Haimhausen soll mit einer Zahl, nämlich 100 Prozent, alles gesagt gewesen sein.

Markus Hiereth

Der Landesbund für Vogelschutz hat in einer Stellungnahme eine Modellrechnung des DLR über Insektenverluste bewertet.
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